Test: Videomikrofone im Vergleich (Rode VideoMic Pro, Sony, König)

 

The sound of Noise

Die meisten meiner Leser werden sich an meine Abschweifungen gewöhnt haben: es beginnt mit einem kleinen Problem und plötzlich verliere ich mich in endlosen Details (siehe auch meine LED Reviews).

Ähnlich ging es mir mit dem Thema "Sound beim Videofilmen". Ich fing an mit einem kleinen Lavalier Ansteck-Kondensatormikrofon. Das war sehr schnell kaputt und ich stellte überrascht fest, dass der Ton des eingebauten Mikrofons meiner Canon 6D doch gar nicht so schlecht ist. Aus Zeitmangel blieb erst einmal alles, wie es war.


 

tl;dr (Kurzfassung)

  • Ursache von "Ton"- Rauschen ist oft ein schlechter Vorverstärker in der Kamera. Ein hochpegeliges Mikrofon (mit gutem eingebauten Verstärker) hilft.

  • Ein externer Audiorekorder bietet meistens bessere Mikros und bessere Vorverstärker.

  • Ein gutes Lavaliermikrofon muß nicht über 50 Euro kosten (siehe das Sony in meinem Beispiel).

  • Soundbeispiele: im Video am Ende des Blogposts.


Ein externer Audio Rekorder schafft erstmal Abhilfe. Allerdings entsteht ein weiterer Arbeitsschritt, denn jetzt müssen zwei Tonspuren importiert und synchronisiert werden. Wieder aus Zeitmangel ließ ich das Gerät links liegen und machte weiter wie bisher.

Spätestens aber als sich meine "Kunden" anfingen, sich "vorsichtig" über den Ton zu mokieren, gab´s keine Ausflüchte mehr und so musste eine Änderung des Workflows her!

 

Lavalier Mikrofone

Diese lustigen Ansteckmikros machen eigentlich rein physikalisch am meisten Sinn. Frei nach einer alten Werbung"Sie nehmen den Ton direkt dort auf, wo er entsteht" hängen sie in Mundnähe herum. Sehr praktisch. Aber da steht natürlich die Kabelfrage im Raum (wenn man nicht gleich 500 Euro für eine drahtlose Lösung hinlegen will).

 

Der Reihe nach: Der Billigheimer (König CMP-MIC8)

 

ds_untitled-1472_160123.jpg

Ich vermute, das Teil leidet unter starken Serienstreuungen. Denn den guten Amazon Bewertungen stehen erstaunlich viele schlechte gegenüber. In meinem kleinen Soundcheck klingt das Teil einfach nur wie "durch die Tonne" (siehe mein Youtube Video ganz unten oder das "Quicky" Video nach dem Sony).

 

Die Überraschung: Sony ECMCS3.CE7

Das Sony überrascht. Angepriesen als "Diktiergeräte Mikrofon" wirkt der Klang erstaunlich satt! Wäre nur das kurze Kabel nicht im Wege - aber auch dafür gibt es Lösungen.

 

Hörbeispiel

Das folgende Video stammt aus einer Produktrezension, die ich für die beiden erstellt habe und demonstriert sehr kurz und an-"hörlich", wo die Unterschiede liegen.

 

Der "Richter": Rode

Rode bietet verschiedene "auf der Kamera" Mikros an. Mir sind das schon zu viele verschiedene an Auswahl. Das Video MicPro (und seine Nachfolger) werden auf den Blitzschuh der Kamera gesteckt und liefern ihren Ton über einen standard 3,5mm Klinkenstecker ab.

Zwei selten beachtete Features sollte man nicht zu gering schätzen: der schaltbare Tiefpass (verhindert Rumpeln bei Kamerabewegungen) und der zuschaltbare rauscharme 20dB Vorverstärker (20dB - das entspricht 10-facher Spannungsverstärkung!).

Auch hier bitte ich, das Video (ganz unten) zu gucken.

Das Rode im Grössenvergleich zur Kamera

 

Warum rauscht der Ton der Spiegelreflex Canon 6D jetzt eigentlich?

Im Video wird sehr deutlich, wie schlecht der Vorverstärker der Canon 6D im Bezug auf sein Eigenrauschen sich verhält. Pegelt man ihn sehr niedrig ein und lässt das Rode die 20dB Vertärkung erledigen, nimmt das Rauschen rapide ab.

Warum?

Ein Verstärker rauscht umso mehr, je weiter man ihn aufdreht (man verzeihe mir meine Ungenauigkeit). Sein Grundrauschen hängt aber vom Aufwand (und damit Preis) ab, den der Hersteller getrieben hat. Weitere Faktoren können Baugröße und Energieverbrauch sein (lassen wir mal Temperatur als wichtigen Einfluss außer acht, da wir sie nur schwer verändern könnten). Der externe Vorverstärker im Rode ist sehr gut und muss sich nicht sehr um den Energieverbrauch scheren. Seine 20dB entsprechen 10-facher Spannungsverstärkung. Die muss der (mäßige) Vorverstärker in der 6D schon nicht mehr aufbringen und addiert dementsprechend weniger Rauschen zum Ton.

Die beiden folgenden Bilder zeigen das Frequenzspektrum einer ruhigen Szene mit leichten tief-frequenten Hintergrundgeräuschen in der Variante (1) mit dem Rode auf 20dB (und dem Kameraeingang heruntergepegelt) und in Variante (2) mit dem Rode auf 0dB (und dem Kameraeingang dementsprechend hochgestellt).

 

Rauschen: Rode VideoMic Pro auf 20dB

Rauschen: Hier muss die 6D die 20dB Verstärkung bringen.

 

Videoreview