Filmkritik: Bridge of Spies

Der Anwalt, der in die Kälte kam...

Der Film spielt Anfang der 60er Jahre exakt zum Zeitpunkt des Mauerbaus. Der Kalte Krieg brennt lichterloh. Drei Menschen werden verhaftet. Allen gemeinsam: sie wurden unter Spionageverdacht festgenommen. Mehr aus Zufall schlittert Anwalt James Donovan (Tom Hanks) aus der Rolle des Verteidigers in die Stellung des internationalen Unterhändlers. Wird er auf der internationalen Bühne der inoffiziellen Politik ins Rutschen geraten oder gar einen Weltkrieg auslösen?

Der Film beruht auf wahren Gegebenheiten.
 

Meinung

So viele nette Spione gibt´s selten in einem Streifen. Wer im Gefängnis sitzt, muss ja Sympathtieträger sein. So nimmt sich der Film alle Zeit der Welt, das vollkommen ungleiche eingekerkerte "Trio mit zwei Spionen (Ihr werdet es irgendwann verstehen)" auszuleuchten.

Wie schon in "The Man from U.N.C.L.E." gefällt der Streifen durch seine wahnsinnige - beinahe greifbare - Atmosphäre.  Ich sehe Tom Hanks zu, wie er sich schüttelt, nachdem Ost Berliner Gangster (?) ihm seinen Mantel geklaut haben und er tapfer weiterstapft auf seiner Mission, die Welt ein klein wenig besser zu machen. Ich friere und leide mit dem armen Mann (beinahe 142 Minuten lang) und habe Mitleid mit den Spionen.

Der Film menschelt sehr. Ergötzt sich aber auch zu arg an seiner eigenen visuellen Erscheinung. Er kommt viel zu spät in die Gänge, um dann in der letzten halben Stunde eine gewissen Spannung aufzubauen.

Großartig besetzt, gespielt und optisch in Szene gesetzt kämpfte der Film die erste Stunde massiv gegen meinen Einschlafdrang. Erst Tom Hanks trickreiche "trilaterale" Winkelzüge machen diesen Film zu einem sehenswerten Stück Agentenmovie.
 

Zum Schluss

Tom Hanks bringt menschliche Wärme in die eisige Welt des kalten Krieges, aber es bleibt ein wenig Gefrierbrand zurück (mehr dazu im Spoilerteil nach dem Trailer). "Bridge of Spies" rangiert für mich in der Liga "typischer Weihnachtsfilm" - Opa ist nach der ersten Stunde gemütlich im Lehnsessel eingenickt, wird in einer halben Stunde aufwachen und kaum bemerkt haben, wieviel ihm Morpheus an Handlung geraubt hat. Während dem Rest der Familie die winterliche Kälte und der Schnee noch in den Knochen sitzt und Tom Hanks am liebsten einen Wintermantel schenken möchte.

Ich finde, der Trailer verrät schon den halben Film....

 
 

/* kleine Spoiler - das Ende */

Eigentlich befreit Hanks nur zwei Spione. Der dritte hat sich ja nur dusseligerweise mit der Ostberliner Polizei verheddert. Er ist auch der einzige Gewinner des Austauschs. Und hier hat sich der Film einen Pluspunkt verdient:

Spione austauschen klingt so einfach. Aber was tut man mit den Kerlen, wenn man sie wieder hat? Haben sie das eigene Land verraten? Der Film erklärt die Motivation der Regierungen recht nachvollziehbar. Sie wollen "ihre" Spione nur zurück, damit sie nichts ausplaudern. Einen wirklichen "Wert" für ihr Land stellen sie nicht mehr dar. Und "menschliches Interesse" spielt in diesen Kreisen keine Rolle.

 

Manche Leser schätzen den Aufwand, den ich hier betreibe und kaufen ab und zu über meine Amazon Partner ID ein (einfach auf das Zeugs da unten klicken und irgendwas einkaufen - kann auch etwas anderes als abgebildet sein. Einfach nach dem Klicken was anderes kaufen).
Kostenlos helfen: ich habe hier alle Möglichkeiten zusammengefasst (Link).

 

Bridge of Spies - Der Unterhändler [Blu-ray]
EUR 20,99
Starring Mark Rylance, Amy Ryan, Tom Hanks, Merab Ninidze, Billy Magnussen