Serienkritik: "House of lies" (Staffel 1)
/Eine Serie über Unternehmensberater? Man denkt an Akten, Staub und gähnende Langeweile. Doch Marty Kaan und seiner Truppe kann man viel vorwerfen, aber Langeweile verbreiten sie nicht. Marty pflegt ein Verhältnis mit seiner nymphomanischen Ex-Ehefrau, die "zufällig" auch bei einer konkurrierenden Unternehmensberatung arbeitet.
Das bunt gewürfelte Beraterteam will nur das beste der Unternehmen, die sie engagieren - ihr Geld. Eigentlich sollten sie die Firmen ihrer Kunden optimieren; letztendlich optimieren sie ihre Kunden für sich.
Die Serie arbeitet mit einem sehr witzigen Grundkonzept. Immer wieder hält die Handlung an und Marty erklärt dem Zuschauer, was gerade abläuft (die Idee habe ich zuerst in "Hustle" realisiert gesehen - übrigens eine sehr empfehlenswerte britische Serie). Diese Sequenzen finde ich immer visuell besonders reizvoll - die gerade laufende Action bleibt an der unmöglichsten Stelle stehen und manchmal spult Marty wie auf der Klaviatur eines Videorecorders hin und her und verändert Kleinigkeiten. Ein Sinnbild für seine Arbeitsweise als Unternehmensberater?
Mir gefällt die erfrischende Direktheit der Serie. Zum Glück sendet "Showtime" im Kabel und somit haben die prüden amerikanischen FCC Regeln keine Gültigkeit... und man muss es schon direkt sagen - in dieser Serie geht es nicht nur um Unternehmen, sondern auch um kurzfristig miteinander interferierende Beziehungen zum anderen (oder gleichen) Geschlecht.
Eine grossartige Serie. Sehr trocken auf dem Punkt. Sehr bösartig.
Wer diese Serie mag, mag vielleicht auch "Suits", "The good wife"...
http://www.youtube.com/watch?feature=player_detailpage&v=4JRvXLiJagc
/* Spoiler */
Ich zweifle, dass die Serie mehr als 2 Staffeln überlebt. Das Hauptproblem der Staffel 1 ("die Übernahme") wurde gelöst. Ich bin gespannt, ob es gelingt, die Spannung am Laufen zu halten:
Staffel 1 beginnt mit einigen Episoden, die den Ablauf eines "Beratungsvorgangs" darstellen. Martys Episode mit einer Prostituierten rächt sich prompt und führt letztendlich zum Beginn der feindlichen Übernahme. Marty kann nicht von seiner Exfrau lassen und versaut sich letztendlich damit auch die gerade beginnende neue Beziehung. Sinnbildlich dafür versaut er sich auch noch das Verhältnis zu seinem Sohn. Nette Ironie des Schicksals: die sexuellen Ausschweifungen des Teams verhindern letztendlich die Übernahme, die alle den Job gekostet hätte.