Differentialdiagnose: Reparatur einer Miele Spülmaschine ("Sensorplus").
/Diese Bildergeschichte verwendet Screenshot aus meinem ausführlichen Youtube Video. Quasi eine Fotostory für Schnell-Leser. Das ganze Video findet Ihr am Ende des Blogposts.
Oh Miele - oh Miele!
Ich kenne das Spiel leider inzwischen schon: Die Absaug-Pumpe läuft dauernd. Keine Fehleranzeige - die Maschine summt und brummt und bleibt stehen.
Bei Miele deutet das gern auf ein Auslösen des Aquastops hin: Wasser läuft in die Wanne der Maschine und löst einen Schwimmer aus. Anstatt einen sinnvollen Fehler anzuzeigen, läuft die Pumpe jetzt durch.
Das erste mal war just ebendiese Pumpe undicht (Wellendichtung) und ich durfte mit der Preispolitik von Miele Bekanntschaft schließen. Es kam ein Preis von irgendwas um 300 Euro heraus (bei Selbsteinbau), was bei einer in die Jahre gekommenen Maschine indiskutabel wirkt. Glücklicherweise werden einige dieser Gerät entsorgt und ausgeschlachtet und ich konnte damals einen gebrauchten Motor mit 6 Monaten Garantie für um die 70 Euro erwerben (hält nun schon seit 5 Jahren bei Nutzung zweimal die Woche).
Der neue Fall
Die Wanne ist voll...
Wieder war Wasser in der Wanne. Gedanklich war ich schon drauf und dran, eine Pumpe "blind" zu ordern. Ich schnappe mir den Wassermelder und hebe ihn aus der Pfütze. Doch die Maschine lässt sich immer noch nicht starten.
Ich bin verwirrt und ziehe kurzentschlossen den Stecker des Sensors ab. Der Dauerlauf der Pumpe endet.
Achtung - Lebensgefahr!
Alle Leitungen innerhalb der Maschine können Netzspannung führen. Zusammen mit Wasser ergibt dies eine tödliche Mischung! Nur vom Fachmann ausführen lassen! Sicherheitsregeln beachten!
Erste Fehldiagnose - Kein Wasser?
Beim Starten des Vorspülgangs läuft kein Wasser zu und die Meldung "Zu-/Ablauf" blinkt mir bösartig rot entgegen.
Mal wieder Verwirrung. Der Aquastop dieses Gerätes besteht aus einem Sonsor in der Wanne und einem Ventil direkt am Wasserhahn. Vielleicht ist das Ventil hängen geblieben und kann jetzt nicht mehr öffnen? Ich bin drauf und dran, selbiges abzuschrauben und zu untersuchen.
Doch - haltet ein!
Das Ventil öffnet (nur so macht es Sinn), wenn Wasser angefordert wird. Muss also im Grundzustand ("Maschine aus") geschlossen sein. Warum sollte es dauerhaft nicht mehr öffnen, nur weil Wasser in die Wanne geflossen ist? Das macht keinen Sinn und scheint unwahrscheinlich.
Hätte ich beim Abziehen des Steckers des Schwimmerschalters mehr auf Details geachtet, wäre mir aufgefallen, dass selbiger dreipolig angeschlossen ist. Ein wahnwitziger Verdacht keimt in mir: haben es die Ingenieure gut gemeint und eine Plausibilität der beiden Schalterstellungen eingebaut? Dann hätte mein geistloses Abziehen des Steckers einen neuen Fehler verursacht!
Ich beginne, Brücken zu bauen. Selbstverständlich funktioniert die letzte Möglichkeit, die ich teste und die Maschine läuft klaglos!
Ins SchWimmen gekommen...
Das Teil ward schnell geöffnet. Im Inneren hat die Feuchtigkeit ganze Arbeit geleistet. Der Mikrotaster bewegt sich nicht mehr. Nur ein schwarzer Fleck deutet die Stelle an, wo das Styropor (Kraft des Auftriebs) den Kontakt betätigen sollte.
Die Messung zeigt: "Der ist hinüber!". Ich bestelle kurzentschlossen einen Standardtaster, der ins Raster passt (wir werden später darauf zurückkommen).
Kosten 3 Euro (incl. Versand).
Dropping by....
Oben aus dem mittleren Schlauch tropft es gemächlich aber stetig. Der Schlauch scheint mir nach unten auch etwas zu kurz. Auf die Schnelle (es wurde Nacht) bestelle ich einen Silikonschlauch (8 mm Innen-Durchmesser), der ein paar Tage später eintrifft.
Kosten ca. 8 Euro incl. Versand.
Doch leider wird das Teil nicht wirklich dicht! Ich platziere Kabelbinder über Kabelbinder. Fahre in den lokalen Baumarkt, um Rohrschellen zu ergattern. Doch leider hatte dieser erstens nicht die passenden und zweitens nur zu einem Preis, der nur noch den Kopf schütteln lässt. Amazon hilft mit einer handvoll passender Rohrschellen für 4 Euro (es vergingen 2 Tage).
Kosten 4 Euro
Formschlauch...
Inzwischen habe ich festgestellt, dass es die Formschläuche der Miele Maschine durchaus gebraucht gibt, aber so ein Formschlauch in neu ist mir zu teuer (aus Prinzip) und irgendwie ekelig. Ich schaue mir die Beschriftung des Schlauches (Materialkennzeichnung "EPDM" - Link auf Wikipedia) an und werde im KFZ Kühlschlauchbereich fündig.
(*Werbung):
Link zum Schlauch am Ende des Posts - bitte unterstützt das Blog - schaut mal hier (Link) vorbei!
Wikipedia lässt sich über Varianten aus, die das Material beständiger gegenüber allem Möglichen machen. Silikon wollte ich nicht behalten, da ich irgendwo eine Andeutung über eine nicht ausreichende Beständigkeit im Umfeld einer Spülmaschine finde. Zum Schlauch etwas später mehr....
Während ich auf die Lieferung warte, fange ich an zu experimentieren. Am Ende stelle ich meinen großen Fehler fest: Nicht der Schlauch war undicht, sondern es tropft aus der Wassertasche.
In der Mitte der Tasche erkennt man ein rundes "Bullauge" mit Streben. Dieses verbindet die Tasche mit dem Spülraum. Ich hatte schon einmal Probleme mit dem Teil (das Gegenstück ist immer mal wieder rausgeflogen) und habe vor Jahren mit 2 Komponenten Knetmasse-Kleber das ganze abgedichtet.
Vermutung: Wasser läuft aus dem Spülraum in Richtung Wassertasche und dann außen entlang in Richtung Schlauch.
Differentialdiagnose:
Ich klebe die Öffnung ab (Gaffa Tape sei Dank) und lasse einen kalten Kurzspülgang laufen.
Endlich wieder DichT!
Das Provisorium muss raus und die Verschraubung wird unter Aufwendung aller Kräfte wieder dicht hergestellt (man muss die Wassertasche von rechts nach links gegen die Maschine drücken und links den Gegenring nach rechts drücken und dann zuschrauben. Klassischer Job für drei Hände). Wahrscheinlich war mir damals nicht ganz klar, was ich da eigentlich abgedichtet habe. Ursache war ebendieser herausgefallene "Gegenring", der die Tasche über eine Dichtung an den Spülraum drückt. Jetzt sitzt er wieder fest und alles ist dicht.
Das Drama vom Schwimmerschalter
Der neue Taster hat mich inzwischen erreicht. Stolz will ich ihn einbauen und bemerkte, dass die Kontaktzungen nicht lang genug sind für den Gegenstecker.
Plan B: ich löte Kabel an die Zungen, die ich dann mit den Stecker der Maschine verbinden werde.
Doch vorher ein "Trockelauf" - eigentlich ein "Wasserlauf":
Der Sensor löst nicht aus. "What the....". Die Kraft des Styropor Auftriebs reicht nicht, den Schalter auszulösen! Ich habe die Nase sowas von voll und bestelle einen neuen Sensor bei einem Restpostenhändler.
Kosten 10 Euro (incl. Versand).
Einige Tage später: Der Trockenlauf funktioniert einwandfrei. Der Schalter wirkt viel leichtgängiger als mein Ersatzgerät. Glück gehabt!
Auf dem Schlauch stehen...
Im Prinzip wäre der Schlauch nicht zum Tauschen dran gewesen. Doch er wirkte sowieso zu kurz. Der Ersatz scheint dicker und stabiler. Aber ich bin sicher, dass er irgendeine Norm nicht erfüllt, die speziell für Spülmaschinen gilt und empfehle deswegen ausdrücklich nicht (!) so vorzugehen. Auch wenn der Ersatz laut Datenblatt Temperaturen bis 120°C aushält und mir sicher so schnell nicht um die Ohren fliegen wird.
Kosten 4 Euro (incl. Versand).
Der Patient
Am Ende: es geht der Maschine wieder gut. Der Lösungsweg mag verschlungen erscheinen, aber das Ergebnis zählt. Am nervigsten erschien mir die Warterei auf die jeweiligen Lieferungen: die Maschine stand gut 2 Wochen zerlegt in der Küche!
Am Ende kostete die Reparatur etwa 30 Euro (davon war nur 10 Euro eigentlich notwendig).