Serientipp: Westworld
/Die 10 episodige Serie "Westworld" lehnt sich an den gleichnamigen Michael Crichton Film von 1973 an. Der namensgebende Film beschreibt eine neue Art Vergnügungspark, der den Gast in seinem persönlichen Western leben lässt. Roboter fungieren als "Gastgeber", die von den Gästen auch mal "nebenbei" erschossen werden können. Ganz ohne Gefahr für sich selbst natürlich.
Die Serie
Die Serie nimmt die Idee auf und entwickelt sie eine Stufe fort. Die Roboter wurden weiterentwickelt und dadurch immer weniger vom Menschen unterscheidbar. Die Serie beginnt, auf mehreren Ebenen, eine - zwar jeweils nicht sehr komplexe, aber am Ende in der Verknüpfung eben doch verzwickte - Handlung aufzubauen. Alles weitere an Aussagen meinerseits würde Euch den Spaß verderben! Hier meine spoilerfreie Meinung.
Meinung
Die unglaublich aufwändige Serie fesselt nicht von Anfang an. Die ersten 2-3 Folgen plätschern ein wenig vor sich hin. Erinnerungen an das "täglich grüßende Murmeltier" werden wach. Doch die Assoziation stirbt nach ein paar gezielten Pistolenschüssen und löst sich in gefälligem Verwirrungsrauch auf. Jetzt beginnt die Geschichte, sich immer mehr zu verwickeln und endet mit Episode 10 in nicht nur einer unerwarteten Abzweigung des Handlungsstrangs. Ich will nicht verheimlichen, dass das Ende so seine Tücken hat (mehr im Spoiler nach dem Trailer) und ich sehr skeptisch bin, was uns die bereits bestellte Season zwei an Überraschungen bringen wird.
Nichtsdestotrotz: Westworld setzt einen Standard für aufwändig produzierte Serien mit durchgehendem Narrativ. Das Wiedersehen mit Ed Harris und Anthony Hopkins in den Rollen, die ihnen auf den Leib geschrieben scheinen, macht jede Menge morbiden Spaß.
Keine Serie für die ganze Familie und Dank amerikanischem Kabelfernsehen (ohne FCC Reglementierungen muss weniger Rücksicht auf Freigaben geachtet werden) auch an einigen Stellen ungewöhnlich offenherzig gedreht (man verzeihe mir das Wortspiel). Man sollte die Serie möglichst am Stück konsumieren und einplanen, am Ende den Drang zu verspüren, nochmal von vorne anzufangen.
Spoiler - wie endet Westworld?
Wer mehr Hilfe mit der komplexen Handlung sucht, findet im "Westworld Wiki" (Link) Trost!
Ein bisserl sahen wir es kommen. Die Roboter wollen natürlich ausbüchsen. Viele haben die Serie schon zur "Laufzeit" zu Tode analysiert. Die Frage, wer der "schwarze Mann" sei, muss die Forenwelt umgetrieben haben. Schaut man die Serie am Stück, haut einen die Wahrheit dann doch wie ein Schuss im Dunkeln gepflegt vom Sofa!
Und jetzt fangen wir mal gepflegt mit den richtigen Spoilern an:
Die Serie begeistert und enttäuscht (ein klein bisschen) zugleich. Nehmen wir uns mal Maeve zur Brust (wer könnte da schon nein sagen). Die Idee, dass sich ihr Bewusstsein "aus Versehen" entwickelt hat, fand ich großartig. Ein Bewusstsein entstand aus der "Garbage Collection" ihrer Träume. Aber diese Hoffnung zerschlägt sich. Ford inszenierte alles für seinen großen Plan und lässt am Ende seine Kreaturen auf die Welt los. Alles war geplant. Bewusstsein hin oder her -- hier tanzen alle nach seiner Pfeife.
Und genau dieser Teil des Plots konnte mich weniger begeistern. Denn es bleibt zu viel unmotiviert offen. Die Serie kann auf jede Art und Weise weitergeführt werden, könnte aber schnell ihren "Spirit" verlieren. Wohl deswegen sieht man auch nie die reale Welt außerhalb des Bahnhofes.
Gewagter wäre gewesen, wenn auch Maeves Ausbruch Teil des neuen Narratives wäre. Eine Story in der Story. Ein Besucher kann den "Aufstand der Roboter" erleben - ein Twist, der Westworld vielleicht gut getan hätte.
Andere Problemchen, die ich mit der Serie hatte:
- Werden die Hosts immer nachts "aus dem Verkehr" gezogen? Wie laufen die Storiys parallel im Park ab, wenn nachts plötzlich ein Teil der Story "repariert" wird und neu startet? Oder funktioniert es etwa so, dass die "einfachen" Geschichten im Zentrum des Parks in einem Tag erledigt sind und erst in den komplexeren äußeren Bereichen die Geschichten länger werden?
- Warum lässt Maeve am Ende ihre Helfer zurück? Die Motivation fand ich genauso "beliebig" wie ihre Rückkehr in den Park. Ein "Gesamtaufstand der Roboter" hätte vielleicht das Narrativ der ersten Season vollkommen umgekrempelt, hätte aber mehr Spaß gemacht. So bleibt unklar, wie selbständig die Maschinen wirklich denken.
- Schöne Symbolik übrigens: Das Lochkarten gesteuerte Klavier bei jedem Neustart des Parks verrät schon beinahe zu viel: hier läuft alles nach Plan!
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Die folgenden Links zeigen auf die beiden Filme, die der Serie zu Grunde liegen.