Filmkritik: "X-Men - Zukunft ist Vergangenheit"

Vorwort: Ich bin kein Fan einer Comic Vorlage. Da mögen die "wahren" Anhänger aufheulen - aber ich muss es einmal deutlich sagen: Comics interessieren mich einfach nicht. Wer meine Reviews ab und zu liest, hat das schon das ein ums andere Mal herausgelesen. Action abgeleitet aus Comics kann großartig funktionieren (Iron Man, Fantastic Four, Sin City), muss aber nicht. 

Und genau für dieses "aber" - dafür mag "X Men - Zukunft ist Vergangenheit" ein geradezu leuchtendes Beispiel sein. Der Film beginnt mit einer gnadenlos wahnwitzig guten Actionsequenz. Geniale Ideen treffen auf unglaubliche Animationen. "So muss Action!".

Wir lernen, dass die X Men total gefährdet sind, denn die Sentinels (quasi polymorphe feuerspeiende Roboter) rennen den X-Men mit einem finalen Terminierungsauftrag hinterher. Eigentlich gut. Denn der handelsübliche Superheld schreit doch förmlich nach einem Gegner, der ihm endlich mal so richtig zeigt, wo der der Mutant den Most holt. Leider erfüllen die Sentinels Ihre Rolle viel zu gut. Nur eine Lösung scheint machbar und zwar der Rücksturz in die Vergangenheit. Seit "Zurück in die Zukunf", "Terminator" und einiger "Star Trek" Episoden denken wir mehr oder weniger vierdimensional und so erscheint diese Problemlösungsstratie durchaus exzellent geeignet, einen vergnüglichen Kinoabend zu generieren.

Für mich ließ dieser aber ab so einer Stunde ziemlich nach. Wie schon in "The dark Knight" versaut sich der Film sein Tempo durch gestelzt-nerviges Superhelden / Superbösewicht Gelaber. "Liebe Schurken, Schwarze Ritter und Weltenvernichter. Wenn Ihr plötzlich den Moralischen kriegt, überlegt Euch bitte gut, ob 'Fresse halten und schießen' nicht einfach besser kommt als lange triefende Reden zu schwingen! Spätestens nach zweieinhalb Stunden verliere ich nämlich gerne das Gefühl in meinem Allerwertesten und die Blase schreit nach Entleerung. Und die Blase hat Vorrang."

Ich erinnere mich nur an einen (!) gut inszenierten Fall aus "Star Trek First Contact", wo Patrick Stewart einige exzellent passende Reden hält, die weder den Fluss noch seine Reputation killen (Hier der Link auf dieses Beispiel).

Nach etwa 2 Stunden hatte mich der Film dann verloren. Ohne genau sagen zu können, warum. Der Hintern wurde schwer und  auf der Leinwand passierte weder Unvorhergesehenes noch wirklich Interessantes. Ok nach diesem Film weiß ich, warum Chef Xaviar nicht mehr zu Fuß läuft.

Gegen Ende hatten die Animateure einige visuelle Schmankerl auf die Bratpfanne ihrer Render Engines geworfen, die für einiges entschädigten. Auch muss man den Set Designern Anerkennung zollen, wie sie den 70er Jahre Look perfekt zu imitieren verstanden.

Der Film steckt voller  Insider Anspielungen auf ebendieses Comic Universum, aber auch auf Ereignisse der Zeitgeschichte. Nixons Bemerkung und die Sache mit dem abgeschalteten Tonband finden sich im "Rätsel der Fehlenden 18,5" Minuten in den Gschichtsbüchern wieder (Link).


Ich denke, Freunde von "Watchmen" und harte Fans der X-Men Reihe werden diesen Film lieben. Die sollten auch bis zum Ende sitzen bleiben.