Test: Etekcity® ETC8380 Infrarot Thermometer / Laser-Pyrometer
/Schick schaut es schon aus und es fühlt sich auch pfundig an: Das Infrarot Thermometer von Etekcity. Berührungslos kann Mann [sic] - Frau auch - geführt durch einen abschaltbaren Laserpointer die Temperatur von Gegenständen erfassen. Sobald man den Knopf loslässt, wird das Messergebnis gespeichert ("Hold" Funktion). Sehr praktisch, wenn man außerhalb des Ablesebereichs des Displays an schwer zugänglichen Stellen messen möchte.
Für Schnell-leser (tl;dr).
Das Gerät wirkt wertig (angenehmes Oberflächenfinish) und funktioniert wie beschrieben (aber.... weiterlesen!).
Die Ergebnisse müssen mit sehr viel Vorsicht genossen werden (je nach zu messendem Objekt).
Anders als bei den oft verwendeten Fieberthermometern (mit denen man in das Ohr hinein misst), muss das Gerät mit einer Fülle von Werkstoffen und einem hohen Temperaturbereich fertigwerden.
Meiner Meinung nach ein Gerät, das die meisten Menschen mehr verwirrt, als es nützt.
Es funktioniert super, wenn man die Eigenschaften der zu messenden Oberfläche kennt. Allerdings gibt es keine Möglichkeit, das Gerät nachzukalibrieren.
Was nicht funktioniert: alles, was glänzt oder was eine kleine Oberfläche hat (Glühbirnen, Topfböden...)
Was super funktioniert: Wände, Monitore (entspiegelt), Kühlschrankwände.
Dem Gerät liegt eine kurze aber gute Beschreibung bei (Bild links anklicken). Zu beachten sei, dass der Messkreis mit wachsendem Abstand größer wird. Das bedeutet: je weiter man vom zu messenden Objekt entfernt messen möchte, desto mehr vergrößert sich der Kreis, der zur Temperaturbestimmung herangezogen wird. Die Anleitung erklärt ebenfalls, wie verschiedene Materialen verschieden gut Wärme abstrahlen (wir kennen das: schwarze Sachen heizen sich ja auch in der Sonne schneller auf als helle usw).
Versuch 1: Eine Tasse mit heißem Wasser. Als Referenz dient ein NiCr-Thermoelement.
Thermoelemente haben den Vorteil sehr klein zu schnell und schnell zu reagieren (denn es sind quasi nur zwei verdrillte Drähte). Nachteilig bleibt die komplizierte Auswertung (wird hier im Multimeter erledigt). Meist sind sie nicht sonderlich genau (absolut gesehen - denn die Raumtemperatur muss als Referenz vorliegen und diese Kompensation kann ein paar Grad Abweichung generieren). Der Versuch mit kochendem Wasser zeigte aber erstaunlich exakte "99° - ich rechne mit +/- 3° Ungenauigkeit zur Sicherheit.
Das Ergebnis ernüchtert. Ich halte das Gerät recht nahe über Tasse (damit der Messkreis kleiner dem Durchmesser der Tasse bleibt) und messe das Maximum der Temperatur (gespeichert über die "Hold" Funktion). Wir liegen über 8° daneben (ohne den Fehler des Thermoelements).
Problem: der aufsteigende Dampf könnte die Messung beeinflussen.
Versuch 2: Ab in die Kälte.
Im Kühlschrank herrscht im oberen Fach recht gleichmässige Temperatur. Die Marmelade hat ungefähr 10° (ja das stimmt - man sollte der Anzeige des Kühlgerätes einfach nicht vertrauen).
Versuch 3: Manche mögen´s heiß.
Ein Kochtopfboden wird erwärmt und jetzt wird es eng: Das Messgerät liegt über 50° danaben. Das liegt an der silbernen Metalloberfläche des Topfes. Hier versagt das Prinzip. Aber auch beim "reinen" Ceranfeld erscheint das Ergebnis wenig plausibel. Anscheinend "rutscht" das Messfeld auf die glühenden Heizelemente (Folge: die Anzeige ist viel zu hoch).
Die Ursache dieses "Fehlers" liegt in der Kalibration des Gerätes auf einen Emissionsgrad von 0,95 (siehe Ausschnitt aus der Anleitung weiter oben). Der Fall der polierten Metallfläche wird auch ausdrücklich erwähnt. Das Gerät funktioniert folglich absolut wie beschrieben.
Ich habe eine sehr interessanten Artikel über die Physik hinter dem Prinzip gefunden (Link)
Teardown
Das Gerät zerlegt sich beinahe von selbst (was ich jetzt positiv meine). Der gute äussere Eindruck bestätigt sich: am Aufbau im Inneren gibt es nichts zu mäkeln.