Test: Funkwerk Dabendorf LTE Antenne 1800 MHz
Ganz kurz - für Schnell Leser:
+ Leistung wie angegeben.
- keine richtige Abdichtung.
- Schrauben im Befestigungssatz minderwertig.
Erklärbärvideo am Ende dieses Aritkels....
Basics
Grundsätzliches: Die "Stärke" einer Antenne wird in "dB" angegeben, was für den Laien etwas verwirrend sein dürfte. Denn "dB" Rechnung ist etwas tricky - deswegen mache ich es hier einfach: Bezogen auf die (Empfangs-)Leistung gilt:
3dB = doppelte Leistung,
6dB = vierfache Leistung,
9dB = 8 fache Leistung,
10dB = 10 fache Leistung.
Dies als grober Orientierungspunkt.
Die Antenne wird mit 8dBi angegeben. Das bedeutet, dass sie zwischen 4-8 facher Empfangsleistung einer idealen Rundstrahlantenne (die es nicht gibt) bringt (dafür steht das "i"). Was bedeutet das? Die Antenne hat eine Vorzugsrichtung und empfängt eben "verstärkt" aus dieser Richtung. Genauso sendet sie verstärkt dorthin. Durch das Einschränken des Empfangsfeldes erreicht man zweierlei:
Mehr Leistung und
weniger Störer.
Denn nicht nur die Empfangsleistung spielt eine Rolle, sondern wie viel Störsignal sich zum gewünschten Signal dazu mischt. Schon aus diesem Grund macht eine Außenantenne mit Richtwirkung eigentlich immer Sinn.
Zerlegt
Die Bilder zeigen die Antenne nach dem Aufschrauben. Man mag erkennen, dass da nicht viel drinnen steckt, aber daran störe ich mich nicht. Hochfrequenztechnik ist Voodoo und ich bezahle dafür, dass sich andere damit beschäftigen. Man erkennt auf den Bildern das "BiQuad" Design (Detail siehe Link).
Man kann sich so ein Teil auch selbst bauen (siehe Link) - viel Vergnügen!
Eher stört mich, dass das Abdeckgehäuse keinerlei Abdichtung vorsieht. Platz für eine Dichtlippe ist vorhanden. Nun mag Feuchtigkeit der Platine wenig anhaben (je nach Beschichtung), das kann ich aber so nicht beurteilen. Ich persönlich hätte ein besseres Gefühl mit einer sauberen Unwetterabdichtung. Auch käme ich mir weniger dämlich vor, wenn ich die BNC Anschlüsse mit selbstverschweißendem Klebenband versuche wasserdicht zu bekommen.
Der Herstellersupport erklärte mir hurtig auf meine Anfrage, dass es mit der Abdichtung seine Richtigkeit hat. Sollte sich Feuchtigkeit in das Gehäuse verirren, könne es durch den Abfluss (siehe Bild unten links) wieder abfließen (bei korrekter senkrechter Montage). Wichtig sei aber die Dichtheit des Anschlusses.
Soweit scheint folglich alles in Ordnung zu sein. Dickes Lob an den 24h Support von Funkwerk!
Bitte unterstützt das Blog durch Einkaufen bei Amazon (schaut mal hier auf meine Support Page)!
KABELFRAGE
Kabelfrage: Ein Kabel kann alles kaputt machen. Schlechte Kabel (meist an ihrer Dünnheit erkennbar), dämpfen das mühsam eingesammelte Signal wieder. Deswegen wird die Kabeldämpfung in db/m (Dämpfung pro Meter Kabel) angegeben. Diese Dämpfung zieht man vom Antennengewinn ab. Beispiel: bei einer 10dBi Antenne mit einem 10m Kabel einer Dämpfung von 1dB/m bleiben genau 0dB "Antennengewinn" (flappsig ausgedrückt) übrig. Das war jetzt ein schlechtes Kabel. Aber selbst in diesem Fall kann es etwas bewirken:
Wenn die Antenne gut angebracht wurde. Denn man empfängt jetzt an einem besseren Ort (als z.B. in der Wohnung). Generell sollte man aber darauf achten, nicht nur in die Antenne zu investieren, sondern auch in das Kabel. Am besten auch nicht die schlechten Fensterdurchführungen verwenden, sondern ein Loch in die Wand bohren und das gute Kabel durchführen (ohne es zu unterbrechen). Das bringt wieder ein paar dB mehr "Reingewinn".
Praxis
Bei meinem Speedport konnte ich bei 1800MHz 10dB mehr Signal erreichen (Vergleich: Router hinter dem Fenster zu Antenne vor dem Fenster). Als Kabel verwende ich hochwertiges low-loss 5m Twin-Kabel (siehe unten in den Produktlinks). Das Kabel ist nicht billig, aber ein kurzer Test am Spektrumanalyzer/TG zeigt, dass es sein Geld wert ist. Sein Verlust liegt irgendwo bei 0,4dB/m (je nach Frequenz). Die Empfangsqualität kann man im Speedport durch einen Trick anzeigen lassen - im Browser "speedport.ip/engineer/html/lteinfo.html?lang=de" eingeben. Mit dieser Anzeige lässt sich dann die Antenne gut ausrichten.
Zur Bedeutung der beiden Zahlenwerte RSRP und RSRQ, die die Empfangsqualität darstellen:
RSRP (vereinfacht): Stärke des Empfangs des Nutzsignal innerhalb eines Frequenzbandes
RSSI (vereinfacht): Gesamtes Signal empfangen innerhalb eines Frequenzbandes
RSRQ (vereinfacht). Qualität - Differenz aus beiden.
Der Absolutbetrag der RSRQ sollte möglichst klein sein (ideal 0). Warum? Nun, wenn der Wert der gesamten Empfangsleitung innerhalb eines Kanals dem Wert der Leistung des Nutzsignals entspricht, empfängt man faktisch nur das Nutzsignal (ohne Störungen) und die Differenz aus beiden Werten wird "0". In der Praxis gibt man Werten bis ca -9dB die Schulnote ("befriedigend") - das ist auch mein Wert (mit dem ich problemlos 50 MBit empfange).
Welche Frequenz
Leider hatte ich auch erst die falsche (2600) Antenne gekauft. Beim Verfügbarkeitscheck der Telekom (Link) kann man die Funkmasten herauslesen, die wohl am geeignetsten sind (ein bisserl mit der Straße spielen, um alle Masten im Umfeld angezeigt zu bekommen). In der Praxis kann es aber sein, dass ein anderer besser erreichbar ist. Wenn dieser nicht auf der eingestellten Frequenz (2600 oder 1800 oder 800 MHz) sendet, funktioniert diese Antenne nicht. Alternativ kann man natürlich eine breitbandigere Lösung für alle Frequenzen anschaffen. Diese Antennen waren mir aber zu groß und teuer. Im Notfall hilft der problemlose Umtausch.
Einziges Problem: wird eine Funkzelle umgerüstet, kann es passieren, dass die Antenne wertlos wird.
Fazit:
Bezahlbare Antenne in einem gut erträglichen Formfaktor. Zur Not sogar im Haus verwendbar.