Test: Vinsic Tulip 3200mAh Power Bank
/(27.07.2014 anscheinend ist dieses Produkt nicht mehr lieferbar...)
Und wieder wurde mir ein kostenloses Muster zum Testen geschickt. Diesmal eine kleine Powerbank für unterwegs. Schauen wir mal das Packerl an:
Ein paar warme Worte zum "Look and Feel": Der kleine Knirps hat "Lippenstift Format" (gefühlte 50%-100% grösser), macht einen soliden Eindruck und fühlt sich sauber verarbeitet an. Das Teil verfügt über eine Ladebuchse (um selbst geladen zu werden) und eine Buchse um andere Geräte zu laden. Vier weisse LEDs zeigen auf Knopfdruck den Ladezustand an.
Wie meistens bei meinen Tests folgt jetzt ein kleiner technischer Exkurs, was und wie ich gemessen habe. Wer sich für diese Details nicht interessiert, darf alles kursiv gedruckte überspringen.
Elektrische Prüfung: Der kleine Akku soll laut Datenblatt 1A Ladestrom über USB liefern. Das kann ich bestätigen. Genauso wie die Kurzschlussfestigkeit. Alles einwandfrei.
Kapazitätsmessung:
Ein bisserl eine Unsitte hat sich im mobilen Bereich breitgemacht: Akku Kapazitäten werden im "mAh" angegeben. Diese Angabe hilft aber nur bei bekannter Akku-Nennspannung weiter (und ist streng genommen keine Angabe des Energieinhaltes). Bei Handys kann in der Regel man von einer Spannung von 3,7V ausgehen (deswegen drücke ich hier ein Hühnerauge zu!).
Beispielsweise verfügt ein Akku meines Galaxy SII über 1800mAh bei 3,7V - die gespeicherte Energie beträgt somit 6,600 Wh (1,8Ah x 3,7V) - so ist die Welt in Ordnung.
Wozu dieser ganze Häckmäck?
Nun. Das Gerät stellt am USB Anschluss 5V zur Verfügung (wenn es einen 3,7V Akku besitzt, muss ein Regler die Spannung auf 5V hochsetzen). Messen kann ich nur, was "hinten rauskommt". Das ist Strom, der eine gewissen Zeit lang geliefert werden kann.
Konkret: Der Akku liefert während der ersten Messung 0,94A und das 1,6h lang bei 5V am USB Port. Das ergibt etwa 8Wh (aufgerundet aufgrund eines erwarteten Messfehlers von maximal -0,75 Wh - dazu später mehr).
Bei der zweiten Messung wurde der Akku mit 0,5A belastet und hat das 3,7h lang durchgehalten. Das entspricht einer entnommenen Energie von 9,25Wh.
Das ist mehr als vorher - warum? Nun - bei höherem Strom erwärmen sich die Bauteile (auch der Akku selbst) im Gerät stärker und ändern ihre Eigenschaften, der Gesamtwirkungsgrad sinkt.
Stimmt denn jetzt die Angabe "3200mAh" - oder was?
Wir kennen die Spannung des Akkus nicht und somit können wir eigentlich nichts mit der Angabe anfangen. Es liegt aber nahe, zu vermuten, dass hier eine standard 3,7V Zelle verwendet wurde. Daraus folgt rechnerisch (!) eine Kapazität von 2500mAh. Allerdings wurde der Wirkungsgrad der internen Elektronik und der Messfehler nicht berücksichtigt.
Folgerungen:
Die Angabe 3200mAh klingt plausibel.
Die Kapazität reicht, um ein Handy mit "2000mAh" Akku gut einmal (bis zu 1,5 mal) aufzuladen.
Bei höherem Entnahme-Strom sinkt die Kapazität um etwa 10% (bei Raumtemperatur).
Wie wurde gemessen:
... nicht so fancy, wie man denken könnte. Es genügt ein ohmscher Widerstand (4,7Ohm für etwa 1A und zweimal 4,7 Ohm für etwa 0,5A), ein Multimeter und eine Kamera mit Intervallschalter.
Die Kamera schießt alle 10 Minuten ein Bild des Multimeters. Daraus kann die Energieabgabe im 10 Minuten Raster ermittelt werden (hieraus errechnet sich auch der oben erwähnte Messfehler).
Das linke Bild zeigt den archaisch anmutenden Aufbau (am rechten Bildrand sieht man die Widerstände im kühlenden Wasserbad).
Im rechten Bild wurde die Anordnung zum Messen des Ladestroms der Power Bank abgebildet: Die Powerbank zieht aus dem Anker Ladegerät die (laut USB Norm) erlaubten 0,5A. Sie könnte sich mehr genehmigen. Denn das Ladegerät (Bild unten) signalisiert über einen Widerstand zwischen den (hier nicht benutzten) Datenleitungen, dass der Maximalstrom gezogen werden darf (siehe auch hier...).
Nebenbemerkung: Apple handhabt diese Signalisierung der "Hochstromfähigkeit" eines USB Anschlusses anders. Deswegen haben manche USB Ladegeräte eigene Anschlüsse für Android und Apple Telefone (und Pads). Laden ist an jedem Anschluss möglich - höhere Geschwindigkeiten (=Ströme höher 0,5A für USB 2) nur am passenden Ausgang (siehe Bild oben).
Die modernsten Geräte kriegen das inzwischen automatisch hin. Anker nennt das dann z.B. "IPowerQ". Bei alten Geräten helfen USB Kabel, die nur laden können (die haben eben einfach die notwendige Brücke zwischen den Datenleitungen gesetzt und das funktioniert wunderbar - Link auf so einen Kabelsatz ganz unten).
Das Verhalten der Powerbank bleibt absolut normgerecht. Ein höherer Strom könnte aber die Ladezeit (von momentan über 6h) verkürzen.
Das Finale
Pro:
Die Powerbank bietet sehr viel fürs kleine Geld. Die Form und Funktion gefällt.
Die Kapazitätsanzeige zeigt ziemlich präzise die verbleibende Restlandung an.
Das Laden eines externen Geräts ist bis 1A möglich (geht also recht flott).
Contra:
Die weissen LEDs werden nicht aktiv, wenn die Bank ein Gerät versorgt. Die Akkus von Anker machen das und ich finde es praktisch, auf einen Blick zu sehen, dass ein Ladevorgang aktiv stattfindet und wieviel Saft der Akku noch besitzt.
Die Kapazität reicht (nur) für maximal 1,5 Ladungen eines gängigen Handys.
Relativ lange Ladezeit (das ist schade, da die Bank andere Gerä mit 1A laden kann, sich selbst aber nur 0,5A genehmigt).
Fazit:
Ich kenne keinen besseren mobilen Energiespeicher in dieser Preisklasse. Für mich persönlich eignet sich die Powerbank in dieser Ausführung allerdings nicht.
Ich bevorzuge 10.000 mAh Geräte. Meist landet der Akkupack sowieso im Rucksack, Tasche oder Koffer. Das Mehrgewicht spielt kaum eine Rolle. Die grösseren Powerbänke vertragen dann auch höhere Ladeströme und lassen sich damit genauso innerhalb einer Nacht laden (wie die kleine Variante).