Filmkritik: "Der Medicus"
Das 11. Jahrhundert. Dunkle Zeiten. Dieser Film beschreibt die Abenteuer des jungen Robert Cole, einem Jungen mit einer Gabe und einer Passion. Viele viele Kilometer von der Heimat entfernt dringt er bis nach Ägypten vor, um sein Wissen zu erweitern und Menschen zu heilen.
Die Handlung.
Der junge Robert Cole lebt in einer Zeit, in der Wissen um Krankheiten und den menschlichen Körper nur sehr rudimentär vorhanden ist und die damalige Medizin recht rustikale und auch zweifelhafte Methoden verwendet, mit den verschiedenen Plagen der Menschen fertig zu werden.
Cole muss erleben, wie seine Mutter an der damals tödlichen "Seitenkrankheit" (was wir heute "Blinddarmentzündung" nennen) qualvoll verstirbt. Er erkennt seine Gabe und seine Aufgabe. Er schließt sich einem fahrenden Barbier an und beginnt zu lernen. Als der Wissenshungrige ein Gerücht aufschnappt über einen berühmten Heiler, der im fernen Ägypten Wunder vollbringen soll, steht sein Entschluss fest und die Reise beginnt.
Kritik.
Der Film hat mich magisch in seine Welt gezogen. Ein bisschen ging es mir wie bei "Der Päpstin": eigentlich interessiert mich diese Zeitepoche recht wenig. Hier arbeiten aber alle Facetten des Werkes perfekt zusammen und ergeben ein stimmiges Gesamtbild:
Die Stimmung. Alles scheint perfekt "abgemischt". Da stimmt das Licht, die Landschaft und der Nebel (ich warte auf das "Making of" und wette jetzt schon, dass ein Großteil dieser Kunst computergeneriert wurde).
Die Handlung. Die Story bleibt klassisch. Viel verraten möchte ich hier nicht, aber man wird sicher keine Twiste in der Handlung erwarten. Die Hauptfiguren wirken sympathisch (mag das auch ein bisserl deppert klingen) und "nachvollziehbar".
Die Geschichtsstunde. Hier sei Tadel angebracht. Der Film erweckt den Eindruck - zumindest teilweise - an die Geschichte der Medizin "angelehnt" zu sein. Das sollte man getrost vergessen. Zusammen mit den vielen anderen historischen Fehlern (siehe hierzu auch die Wikipedia im Abschnitt "Fakten und Fiktion"').
Am Ende des F1lms:
Ein exzellent gemachter Film mit einer sehr schönen Geschichte, dessen Bilder aber nicht immer für die ganze Familie geeignet sind.
Wer diesen Film mochte, wird auch "Die Päpstin" mögen. Oder vielleicht interessiert Ihr Euch für einen Thriller wie "The Grand Piano"? (Link).
Zum Nachlesen der medizinischen Details bitte im Spoilerteil (enthält eher unwichtige "Mini"Spoiler) - nach dem Trailer weiterlesen...
Die Seitenkrankheit. "Blinddarmentzündung" genannt. Bei uns begann man erst so um 1885 (Details zur Geschichte findet Ihr hier in der Wikipedia oder hier in "Die Welt") mit der Entfernung des Blinddarms. Ich finde auch, dass der Film nicht erklärt, woher der Medicus weiß, dass er den Blinddarm entfernen kann. Wir nehmen dies als selbstverständlich an, aber wir sollten nicht vergessen, dass damals das Wissen um das innere des Körpers (in diesem Film) gerade mal ein paar Wochen alt war.
Die "Graue Star" Operation. Es gibt tatsächlich Quellen (z.B. hier), die andeuten, dass es diese schon im Jahre -600 gab. Auch im alten Ägypten sollen derartige Praktiken versucht worden sein. Ohne ins Detail zu gehen: Die trübe Linse wird entfernt - wodurch der Patient aber extrem weitsichtig wird (was hier verschwiegen wurde).
Die Pest. Ein einfaches Thema. Auch wenn der aufgezeigte Übertragungsweg recht korrekt dargestellt wurde, gab es doch in diesem Zeitraum keine überlieferten Pestepidemien.
Opium. Lässt sich in Ägypten bis in die Zeit vor -1800 zurückverfolgen. Hier scheint der Film nicht geflunkert zu haben (nachzulesen hier).