Angelesen... Buchkritik: "Diabolus"/"Digital Fortress" (Dan Brown)
Auf der Höhe der NSA Affaire erscheint das Buch "Diabolus" (engl. "Digital Fortress") anfangs ein beängstigend realitätsnahes Szenario zu beschreiben: In dieser Fiction verfügt die Agentur über einen geheimen Rechner, der alle Codes in endlicher Zeit (kleiner eine Stunde) brechen kann. Bis plötzlich der übliche gefrusteter Programmierer einen perfekten Code erschafft, an dem sich die Maschine verschluckt.
Ab hier folgt das übliche Agentenspiel. Ich habe das Buch bei 20% in die ewigen Kindle Jagdgründe befördert - warum?
Dan Brown beschreibt viele Details in seiner Welt haarklein richtig ... und macht dann (gewollt?) einige Fehler, die dieser Präzision vollkommen zuwiderlaufen. Die simple Grundidee seiner Geschichte schreit leider nach diesen Fehlern, sonst würde sein Kartenhaus der handlugstreibenden Logik in sich kollabieren.
Jeder Cryptographie Laie wird aufstöhnen (ich verrate nicht mehr, als man nach den ersten 10% des Buches wissen kann und wird): Eine Maschine, die alle möglichen "Passworte" eines Codes durchprobiert (so schreibt es Brown in der englischen Fassung des Buches), muss trotzdem den Mechanismus dieser Verschlüsselung kennen. Ab dann funktioniert der Ansatz, der in "Digital Fortress" beschrieben wird. Die Erklärung aber, was an dem neuen Code so revolutionär sein soll, bleibt vollkommen wirrer Unfug.
So schlimm wäre das allein nicht. Wenn nicht der Logikrahmen des Romans an diesen Ideen aufghängt wäre wie an einem "Siemens Lufthaken". Stelle man sich einen Code wie eine Schwarze Kiste vor und das Passwort wie eben ein Passwort das man eingibt, damit die Kiste das richtige auswirft...
Sind Sie noch bei mir...? Gut Dann weiter...
Jeder Code funktioniert so! Auch aktuelle RSA Crypto. Ein "Brute Force" Codebrecher macht nichts anderes als alle möglichen Passworte unheimlich schnell einzugeben und das Ergebnis zu prüfen. Das kann im schlimmsten Fall länger dauern als das Universum alt ist (mit heutigen Rechnern).
Maschinen zum Codebrechen werden so opitimert, dass sie den obigen Vorgang möglichst schnell durchwurschteln. Das ist alles und das funktioniert auch so und nicht wie bei Hern Brown beschrieben.
Zweites Problem: Wie hinerlasse ich einen Schlüssel für den Fall, dass mir etwas passiert? Hierfür gibt es geniale Verfahren, bei denen das Wissen nicht bei einer Person, sondern einer Gruppe hinterlassen wird und sich mindestens (beispielsweise) zwei Leute einig sein müssen, diesen Schlüssel zu "finden". Ein Profi würde das Problem so lösen.
Ich schweife ab...
Das funktioniert übrigens so: angenommen, man möchte einen Punkt auf der Landkarte geheim halten und es soll mindestens zweier Leute bedürfen, diesen zu erlangen:
Man lege eine beliebige Gerade durch den Punkt. Diese enthält unendlich viele Punkte. Jeden dieser Punkte kann man an eine Person weitergeben. Niemand kann mit seinen Koordinaten alleine die Gerade wiederherstellen. Es müssen mindestens zwei sich zusammentun. Als Zusatzinfo fehlt nur noch, dass beispielsweise die Gerade den x. Breitengrad in diesem gesuchten Punkt schneidet.
Das war grob vereinfacht. Das Thema ist komplex und überschreitet schnell meinen Horizont.
Alternativen zum Buch: Der Film "Sneakers" bleibt so herrlich unter der Oberfläche, dass man ihm seine Fehler nicht übel nimmt. So gehts auch. Und eine Story, die einen nicht nach 20% des Buches langweilt, soll auch helfen.
Daniel Suarez´ Bücher kann ich demgegenüber wärmstens empfehlen: Siehe hier und hier. Suarez´ malt mit sehr präzisen Strichen eine Zukunft die quasi nur einen Steinwurf entfernt scheint und ... beängstigt, gerade weil sie so möglich erscheint.