Filmkritik: "Get the Gringo"
Mel Gibson - einst ein stahlharter Filmprofi - wurschtelt sich hier durch eine - in der Summe - enttäuschende Handlung, die er selbst wohl als Drehbuchautor mitverbrochen hat. Das Urteil: Schuldig! Knast in der Filmkiste ganz unten ohne Chance auf Bewährung. Warum?
Der Film beginnt sehr vielversprechend. Mad Max Gibson entflieht den fahrenden Hütern des Blaulichts durch einen Sperrholz-Zaun zur mexikanischen Grenze. Die netten Mexiko Bullen beschließen spontan, korrupt zu werden, nehmen ihm seine Beute und werfen ihn in den örtlichen Knast.
In diesem Gefängnis kann man erstaunlicherdings alles kaufen, was Beine oder auch keine hat. Zwischendurch wirken die Szenen dort - unfreiwillig - wie eine Mischung aus "dem Leben des Brian" und "McGyver".
Bis an den Punkt fand ich den Film vielversprechend. Gibson arbeitet sich - durchaus humorig - in die Struktur des Knasts ein und versucht, die Situation aktiv zu steuern.
Und dann müssen die anderen Drehbuchautoren noch ein paar "tolle" Ideen gehabt haben. Da ich spoilerfrei bleiben möchte (mehr nach dem Trailer) - nur so viel: der Film verliert seine leicht witzige Note, wird deutlich brutaler und total unglaubwürdig.
Schade. Der lockere Tonfall des ersten Drittels hätte einen ganz angenehmen Sonntagabendfilm geben können (wir denken vielleicht an die alten Bud Spencer, Terence Hill Filme). Für diesen Film muss es aber Sonntags schon arg regnen.
Jetzt kommt meine (böse) Alternativ-Film-Liste (sie enthält auf eine gewisse Art Spoiler): Mad Max III, Man on Fire, Die Insel, Die erste Staffel von Leverage
/* Spoiler - Unglaubwürdiges in "Get the Gringo" */
"Die Insel" Referenz (die Sache mit der Zwangsorganspende) war sehr schnell zu erkennen und passt auch in die ganze Story nicht so richtig rein. Allein der Gefängnisdespot mit seinen Frauengeschichten hätte schon genug Zündstoff ergeben für ein paar lustige Explosionen und Schlägereien.
Nach der Flucht: Mel ruft einfach so irgendwo an und gibt sich als "Rockefeller" aus? Die einzige Legitimation war die "Telefondame" vor dem Anruf. Social engineering in allen Ehren - das würde so nicht funktionieren (schon mal was von "Caller ID" gehört - und davon dass auch Telefonzellen so eine Nummer haben?). Guckt Euch mal die erste Staffel von "Leverage" an - so macht man das!
Die Idee mit dem Regenschirm: kein Fehler aber total deplaziert. Das "Gentlemen Verbrecher" Bild passt nicht zu jemandem, der gerade mit zwei Handgranaten zwei Menschen zerstückelt hat.
Seine Freundin: sie lebt, Mag sie auch bei der Folter nichts verraten haben, so wird sie doch diese Prozedur nicht lebend überstanden haben. Aber das stört noch am wenigsten - das kitschige Ende schon mehr.